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Manchmal ist Busfahren kein Vergnügen
Jörg Jetzkus (Foto: Pielorz) Kleine Kinder freuen sich auf das Busfahren. Die erste Tour mit dem Zwölfmeterwagen ist ein Erlebnis und mit großen Augen heißt es „Nasen platt drücken" an den riesigen Scheiben. Mit zunehmendem Alter ändert sich das Staunverhalten drastisch. Und manche Ansprüche der Eltern wachsen ins Unendliche. Für Busfahrer und Unternehmer nicht immer einfach.
Seit vielen Jahren, gefühlt „schon immer", fährt Unternehmer Jörg Jetzkus mit seinen Bussen für den Schulbusverkehr der Grundschule Börgersbruch in Sprockhövel. Im Einsatz ist er außerdem für die Grundschule Holthausen sowie für den „Schwimmverkehr" der Schüler in Hattingen. Außerdem fährt er bei Stadtrundfahrten in Hattingen und Sprockhövel. Erfahrung hat er also genug und seine Busfahrer auch. Einfacher ist das Geschäft in den Jahren nicht geworden.
Schöne Namen haben die Busse im Schülerverkehr für die Kleinsten „Apfelbus" und „Lokobus" heißen sie und es ist fast immer der gleiche Busfahrer. Walter und Uwe sitzen hinter dem Steuer und brauchen Nerven wie Drahtseile. „Der Besuch der Busschule hält bei vielen nur in den ersten Tagen an. Dann ändert sich das Verhalten", so Jörg Jetzkus. Und die Busfahrer selbst haben heute keine Möglichkeit mehr, einzuschreiten. Das aber wissen die Kinder und Jugendlichen. „Der Busfahrer darf die Kinder nicht anfassen, er darf sie nicht rauswerfen. Ich hatte sogar mal eine Beschwerde, weil ein Fahrer zu freundlich war und die Eltern daraus Ansätze des sexuellen Missbrauchs befürchteten", erzählt Jörg Jetzkus. Wenn ein Schüler überhaupt nicht zu bändigen sei, dann könne der Busfahrer nur ihm selbst Meldung machen und er leite dies an die Schule weiter. „Die kann im Extremfall ein zweiwöchiges Verbot für die Teilnahme am Schulbusverkehr aussprechen. Doch im Prinzip werden dadurch die Eltern bestraft, die dann nämlich ihr Kind zur Schule fahren. Für das Kind ist das keine Strafe."
Seit jüngster Zeit nimmt Jörg Jetzkus freiwillig an den Schulpflegschaftssitzungen der Schule teil. Dadurch hofft er auf besseres Verständnis der Eltern. Und das Konzept scheint auch aufzugehen. „Vor zwei, drei Jahren hatten wir eine schlimme Phase. Jetzt haben die Eltern eigentlich schon mehr Verständnis. Es ist halt etwas anderes, wenn ich mit dem Pkw unterwegs bin oder einen zwölf Meter langen Bus rangieren muss."
Bei manchen schmalen Straßen geht da gar nichts mehr. Zum Beispiel in Sprockhövel „Auf der Gethe". Da wird jedes Abbiegemanöver so gefährlich, dass die Polizei schließlich in einer Ortsbegehung entschied: Die Straße wird nicht mehr angefahren. Die Schulbusrouten stehen in der Regel seit vielen Jahren fest. Manchmal gibt es Änderungsanträge, wenn irgendwo plötzlich ein Kind zusteigen muss.
Neben dem Verhalten der Kinder im Bus macht der Winter große Probleme. „Sprockhövel liegt absolut im Tal und wenn man beispielsweise im Sirrenberg fährt oder auf Pöting sind das enorme Höhenunterschiede. Das gilt auch für Hattingen, beispielsweise Sünsbruch und Ruhrhöhenweg. Hier wohnen aber nicht so viele Kinder und viele Eltern rufen mich morgens schon vor Fahrt an und sagen, wo die Straßen dicht sind und an welche zentrale Stelle sie ihre Kinder bringen, damit der Bus sie dort abholen kann. In Sprockhövel geht das leider nicht, es sind zuviele Kinder."

Nachdem im letzten Winter wieder einmal der Bus den Sirrenberg nicht oder nur unter größter Gefahr befahren konnte, soll jetzt ein Winterfahrplan Abhilfe schaffen. Im letzten Winter war der Bus von der Fahrbahn abgekommen und im Graben gelandet.
Ist nix passiert, aber es soll auch nicht wieder passieren. Darum also jetzt einen Winterfahrplan mit Sammelstellen für die Kinder.
„Ich fahre jeden Morgen die Busstrecken ab und entscheide, ob die Busse fahren können oder nicht", so Jetzkus. Und wenn die Wetterverhältnisse eine Fahrt nicht zuließen, dann gehe die Sicherheit einfach vor. „Das ist für manche Eltern schwer zu verstehen. Wenn beispielsweise die Bochumer Straße gut befahrbar ist, dann mag man es nicht einsehen, dass die kurvenreiche Strecke am Sirrenberg ganz anders aussieht. Doch genau das ist der Fall. Die Kurven sind für uns sowieso das größte Problem. Die städtischen Unimogs haben dann zwar gestreut und geräumt und sie sind auch breiter als ein Pkw, aber eben auch schmaler als ein Bus. Und der hat dann eben Probleme."
Jetzt hofft Jörg Jetzkus, dass der Winterfahrplan die Probleme der letzten Jahre endgültig zu den Akten legt.
Stadtspiegel

 
 

Busfahrer Jörg Jetzkus, Foto: Michael Korte/WAZ FotoPool

MEIN ARBEITSPLATZ

Als Schulbusfahrer immer auf Augenhöhe mit den Schülern

25.04.2012 |

Hattingen. Jörg Jetzkus war Elektriker und Rettungssanitäter – jetzt sitzt er am Steuer eines Schulbusses. Brummelige, freundliche oder aufgeregte Schüler erlebt er jeden Tag.

„Manche der Schüler bekommen kein ,Guten Morgen’ aus dem Mund. Andere grüßen dagegen freundlich. Ich komme aber mit jedem Pendler klar", sagt Jörg Jetzkus. Sein Arbeitsplatz ist hinter dem breiten Lenkrad eines Busses. Er fährt Schüler nicht nur zur Schule und zurück, sondern auch während der Schulzeit für ihre Kurse von A nach B.

Seinen Beruf übt Jetzkus seit 15 Jahren aus. Vor elf Jahren hat er das ehemalige Busunternehmen Gäbler gekauft und ist nun selbst Unternehmer. „Ich habe mir damit ein neues Standbein aufgebaut. Denn im Handwerksbereich ist es wesentlich schwieriger, Fuß zu fassen", meint der 53-Jährige. Er ist ausgebildeter Elektriker und hat einige Jahre in dem Bereich gearbeitet. Im Anschluss daran war er zunächst als Rettungssanitäter tätig. Dabei steuerte er Krankenwagen. „Ich habe diesen Weg bestritten, um immer wieder weiter zu kommen", sagt Jetzkus. Momentan kann er sich keinen anderen Beruf vorstellen. „Ich habe es noch nicht bereut und bin total zufrieden."

Mit den Schülern pflegt er ein gutes Verhältnis. „Die Grundschüler bedanken sich für jede Fahrt. Sie sind sehr offen, gehen locker auf mich zu", erzählt der Busfahrer. Sie entwickeln viel Vertrauen und erzählen einiges. Aber auch die älteren Schüler sprechen schon mal über ihre Sorgen. „Wenn die Zeit da ist, rede ich auch mit ihnen. Ich muss nur aufpassen, nicht zu sehr in irgendein Problem einzugreifen", so Jetzkus. Aber auch Witze werden ihm mitunter erzählt. „Als Busfahrer muss ich mich mit den Schülern anfreunden und daran gewöhnen, dass vor allem Grundschüler auch mal laut sind."

nur selten Ermahnungen nötig

 Ermahnungen musste der Welperaner nur selten aussprechen. „Das kann ich an einer Hand abzählen, mittlerweile habe ich auch alle im Griff", sagt Jörg Jetzkus. Einmal kam es vor, dass ein Schüler vor den Bus getreten hat. Jetzkus verweigerte ihm den Eintritt. Der Schüler wandte sich an den Direktor. Anstatt einer Beschwerde kam aber eine Entschuldigung des Schülers. Rausschmeißen musste Jetzkus noch niemanden

 Im Schnitt kutschiert er 150 Schüler am Tag. Die genaue Zahl ist von Schuljahr zu Schuljahr unterschiedlich, je nach Stundenplänen. Sein Tag fängt um sieben an. Er fährt Grundschüler zur Schule. Feierabend macht Jetzkus erst nach drei Uhr nachmittags. „Manchmal noch später, wenn in der Oberstufe noch ein Kooperationskurs war und danach Sportunterricht am anderen Gymnasium ist." Er glaubt, dass manchmal auch einfach andere mitfahren, die schon Schluss haben. „Das merke ich, wenn mir das Schoko-Ticket gezeigt wird. Aber auf einen mehr oder weniger kommt es nicht an. Und wenn mir gesagt wird, dass noch jemand fehlt, warte ich." Stressig ist die Arbeit nie, da zwischendurch immer Zeit für eine Pause ist.

Während eines Schuljahres merkt sich Jörg Jetzkus die Gesichter und weiß später, wer wieder mitfährt. Danach geraten die Schüler schon mal in Vergessenheit. „Aber es gibt nichts Schöneres, als von ihnen dann wieder in der Altstadt angesprochen zu werden."

Hendrik Steinmann

 

 
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